Schüler sind überglücklich: Sie haben ihre Sonde wieder

Top-Thema
Lindau
Eine weiße Box an einem roten Fallschirm.
Die Sonde mit ihrem kleinen roten Fallschirm ist in der Nähe von München gelandet und nun schon wieder in Lindau.
Foto: Bogy/privat

Schüler des Bogy sorgen derzeit mit ihrem Projekt „Space Balloon“ für viel Aufsehen. Am Donnerstag ist der Ballon endlich gestartet – doch er ist zu früh geplatzt und die Sonde ging verloren. Über eine nervenaufreibende Suchaktion und ihr überraschendes Ende.

Das ist gerade nochmal gut gegangen. Marko Berezhanskyy, Nikolas Bayer und Valentin Sutter haben ihre Sonde wieder. Tagelang haben sie danach gesucht – und von überall her Hilfe bekommen. 

„Wir sind ganz schön erleichtert“, sagt Marko Berezhanskyy im Gespräch mit Kolumna. Er und seine Schulkameraden vom Bodensee-Gymnasium sorgen mit ihrem Forschungsprojekt gerade für viel Aufsehen. Sie haben eine eigene Sonde gebaut, die sie mit einem Ballon aus Naturkautschuk in die Stratosphäre geschickt haben – zu Forschungszwecken.

Nachdem der Ballon gestartet war, gab es allerdings plötzlich ein Problem, das die drei und ihre vielen Helferinnen und Helfer das ganze Wochenende beschäftigt hat. 

Tausende Stunden Arbeit stecken in der kleinen Box. Sie enthält einen Computer, GPS-Tracker, Webcams, Reagenz-Gläser und Klima-Sensoren.

Am Donnerstag dann der große Moment: Unter den Augen von hunderten Mitschülerinnen und Mitschülern trug der große, mit Helium gefüllte Wetterballon die Box in den Himmel.

Wie sieht es in 35 Kilometern Höhe aus? Was passiert in der Höhe mit unterschiedlichen Flüssigkeiten und welche Temperaturen, Druckverhältnisse und Strahlungen herrschen dort? 

All das und noch viel mehr sollte die kleine Sonde, die die Schüler in die Stratosphäre schicken wollten, beantworten.

Im Januar hatte es bereits einen Fehlstart gegeben, bei dem das Seil zwischen Ballon und Kapsel gerissen war. Doch am Donnerstag sah alles gut aus, der „Space Balloon“ stieg ohne Probleme auf. Den Start haben die Schüler in einem Livestream übertragen, ihr findet ihn unter diesem Link.

Die Idee: In 35 Kilometern Höhe sollte der Ballon platzen, die kleine Box sollte an einem roten Fallschirm zu Boden sinken. Doch dann gab es gleich mehrere Ausfälle und die Sonde war verschwunden.

Zum Kernteam des "Space Balloon" gehören noch jede Menge Helfer.
Foto: Bogy
Der "Space Balloon" startet am Donnerstag wie geplant.
Screenshot: Youtube

Datenübertragung abrupt unterbrochen

Auf einer Höhe von etwa zwölf Kilometern seien plötzlich alle GPS-Tracker ausgefallen, erzählt Marko Berezhanskyy. „Auch einer, der eigentlich auf eine Höhe von 50 Kilometern ausgerichtet war.“ 

Zu allem Übel fiel auch noch der Bordcomputer aus, vermutlich wegen eines Defekts am Lüfter. „Wir hatten keine Datenübertragung mehr“, sagt Marko Berezhanskyy. Der Transceiver versagte schließlich wegen eines Programmierfehlers. Die Schüler hatten keinerlei Daten mehr über die Position ihrer Sonde.  

„In Anbetracht dieser unglücklichen und unerwarteten technischen Komplikationen sind wir momentan bedauerlicherweise nicht in der Lage, den Space Balloon zu lokalisieren oder zu bergen“, schrieben die Schüler bereits am Donnerstag auf ihrer Homepage, die sie extra für das Projekt eingerichtet hatten. Und baten die Bevölkerung um Hilfe.

Suchgebiet war groß

Die Schüler gingen aufgrund der Datenlage davon aus, dass der Ballon bereits etwas früher geplatzt ist als prognostiziert und somit die ursprünglich geplanten 35.000 Meter nicht erreicht hat.

Es sei wahrscheinlich, dass die Sonde woanders gelandet ist als geplant. „Daher nimmt das potentielle Suchgebiet ein großes Ausmaß an“, schrieben die Schüler, die eine Karte vom potenziellen Landegebiet veröffentlichten.

Das ist das potenzielle Suchgebiet.
Screenshot: Bogy
Suchaufruf zur Sonde
Foto: Bogy

Wer in dem Gebiet lebt, solle Ausschau nach der Sonde halten, baten die jungen Forscher. „Wir waren schon ziemlich verzweifelt“, gesteht Marko Berezhanskyy. Mehrere Medien, darunter auch Kolumna, berichteten über die Suche und teilten den Hilferuf der Schüler auf ihren Kanälen.

Dass sie ihre Sonde finden, war auch deswegen wichtig, weil sich Marko Berezhanskyy, Nikolas Bayer und Valentin Sutter erst kürzlich für den Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ qualifiziert haben. Der ist in zwei Wochen. Ohne Sonde wären ihre Chancen auf einen Sieg vermutlich schlecht gewesen.

Doch sie hatten Glück.

Die Karte zeigt, wo die Sonde tatsächlich gelandet ist. Klickt einfach kurz auf „Inhalt entsperren“. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google Maps. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Hilfe bekamen sie von mehreren Seiten. „Eine Community von Amateurfunkern hat unseren Code durchforstet und konnte unser Problem beim Transceiver lösen“, sagt Marko Berezhanskyy. Dadurch sei es gelungen, die Positionsdaten zu rekonstruieren. 

„Der tiefste erfasste Standort befand sich in einer Höhe von 1617 Metern über der A99“, erläutern die Schüler. Sie fuhren hin und suchten nach ihrer Sonde. Doch auch nach sieben Stunden fanden sie sie nicht. 

Kurz darauf meldete sich ein Mann bei ihnen. Der hatte aus den Medien von der Suche der Jungs erfahren und dann über der Autobahn etwas gesehen, das aussah wie deren Sonde. „Sie war so nah, dass er Angst hatte, sie würde auf der Autobahn landen“, sagt Marko Berezhanskyy.

Weil der Mann ziemlich genau gesehen hatte, wo die Box mit ihrem Fallschirm zu Boden gegangen war, machte er sich selbst auf die Suche – und fand das wertvolle Stück tatsächlich. 

Am Ende ist die Sonde recht nah an dem Gebiet gelandet, das die Schüler ursprünglich berechnet hatten. Die Schüler haben bereits mit der Auswertung ihrer Daten begonnen. „Durch den gemessenen Druck wissen wir, dass der Ballon auf 35 Kilometern Höhe war“, erzählt Marko Berezhanskyy. „Alles ist perfekt.“

Teile diesen Artikel mit deinen Freund*innen

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

Das könnte dich auch interessieren