90 Minuten eingesperrt - Das steckt hinter der Störung im Gleisdreieck
Anderthalb Stunden lang steckten die Menschen am 16. Januar fest. Erst jetzt äußert sich die Bahn zur Ursache.
Der Ärger im Lindauer Gleisdreieck ist groß gewesen: Rund 90 Minuten lang waren die Anwohner am Donnerstag, 16. Januar, eingesperrt. Alle Schranken waren geschlossen, es gab kein Durchkommen. Erst jetzt äußert sich die Bahn zur Ursache.
Laut einer Sprecherin kam es zu einer Störung der Bedienrechner im elektronischen Stellwerk in Immenstadt, von wo aus das Öffnen und Schließen der Schranken in Lindau gesteuert wird. "Der Stellbereich Lindau war hiervon komplett betroffen", schreibt sie am vergangenen Freitag. Dazu gehören alle Bahnübergänge des Gleisdreiecks.
Am Mittag des 16. Januar seien gleich zwei Rechnersysteme ausgefallen, die redundant laufen. Sprich: Wenn ein Rechner ausfällt, sollte eigentlich der andere übernehmen. "Der Zugverkehr ist zum Stillstand gekommen, alle geschlossenen Bahnübergänge konnten aufgrund der eingestellten Zugstraßen nicht mehr über die Regelsteuerung geöffnet werden."
Zugverkehr stand zwei Stunden lang still
Der Zugverkehr stand laut der Sprecherin im Zeitraum von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr still. "Die Bahnübergänge waren bis zu 90 Minuten gestört, beziehungsweise geschlossen."
Für die Anwohner war die Situation ärgerlich, gleich mehrere von ihnen meldeten sich bei der Kolumna-Redaktion. Und auch bei der Lindauer Polizei liefen die Telefone heiß. Eine Mutter musste ihr Kind abholen, kam aber nicht aus dem Gleisdreieck heraus. Einen Kinderarzttermin musste sie absagen. Andere wollten einfach nur nach Hause und kamen nicht hinein.
Eine Information vonseiten der Bahn habe es nicht gegeben, erzählt Anwohnerin Sabine Wegener-Lausberg im Gespräch mit Kolumna. "Keiner wusste, was los ist und wie lange es dauern würde, bis wir wieder rauskommen."
Das Lindauer Gleisdreieck ist ein Wohngebiet, in dem mehr als 40 Menschen leben. Es ist zu allen Seiten von Schienen und Schranken umgeben. Eine schrankenfreie Erschließung mithilfe einer Brücke ist geplant. Es wird aber noch Jahre dauern, bis sie gebaut ist.
Welche Konsequenzen zieht die Bahn aus dem Vorfall am 16. Januar?
Die Rechner seien neu gestartet worden und liefen seither unauffällig, versichert die Bahn-Sprecherin auf Nachfrage von Kolumna. "Die Ursache des gleichzeitigen Ausfalls beider Rechnersysteme ist aktuell noch in Ermittlung – in Zusammenarbeit mit dem Hersteller."
Grundsätzlich sei die Funktionsfähigkeit eines Rechnersystems für die Durchführung des Zugverkehrs ausreichend. "Die redundanten Rechnersysteme sind und waren bisher äußerst zuverlässig, ein gleichzeitiger Ausfall ist als sehr selten einzustufen."
Einen Notfall gab es am 16. Januar glücklicherweise nicht. "Die Integrierte Leitstelle stand mit der Notfallleitstelle der DB InfraGo in Kontakt, um bei einem akuten Notfall im Gleisdreieck eine Notöffnung einer Schranke zu veranlassen", versichert die Bahnsprecherin.
Notöffnung wäre laut Bahn möglich gewesen
"Eine Notöffnung wäre durch einen mechanischen Eingriff in die Leit- und Sicherungstechnik durch das Bedienpersonal grundsätzlich möglich gewesen." Der Bahnübergang hätte im Anschluss jedoch instandgesetzt und aufwändig wieder in Betrieb genommen werden müssen, erläutert die Sprecherin. "Dies hätte zu einer mehrstündigen Störung des Bahnübergangs geführt."
Die Anwohner sind nicht sicher, ob sie im Notfall wirklich schnell genug aus dem Gleisdreieck herausgekommen wären.
Bereits vor etwa einem Jahr hatten die Schranken im Gleisdreieck einen Notarzt ausgebremst, der zu einer verletzten Frau wollte. Einen technischen Defekt gab es damals nicht. Schranken, die einige Minuten am Stück geschlossen sind, sind im Gleisdreieck Alltag.
Im Vorfeld zu diesem Vorfall hieß es immer, es gebe einen Notfallplan. Dass der Rettungsdienst Vorfahrt habe, Züge im Notfall angehalten und Schranken geöffnet würden. Als der Ernstfall eintrat, war von diesem Notfallplan keine Spur. Der Notarzt musste gleich an zwei Übergängen warten.