Schranken in Lindau lange geschlossen - Anwohner waren eingesperrt
Es gab wohl einen technischen Defekt. Die Menschen im Gleisdreieck konnten weder raus noch rein. Was wäre im Notfall passiert?
Schon wieder ist es im Lindauer Gleisdreieck zu einer kritischen Situation gekommen: Am Donnerstagvormittag blieben dort alle Schranken für längere Zeit geschlossen. Anwohner waren ein-, beziehungsweise ausgesperrt. Einen Notfall gab es zum Glück nicht.
Gleich mehrere Menschen haben sich an diesem Vormittag bei der Kolumna-Redaktion gemeldet.
Die Schranken seien seit einiger Zeit geschlossen, schreibt Anwohnerin Sabine Wegener-Lausberg um zwanzig vor zwölf per Mail an die Kolumna-Redaktion. Andere Wartende hätten berichtet, dass sie sogar schon um die 90 Minuten vor verschlossener Schranke stehen würden.
Im Gespräch berichtet Sabine Wegener-Lausberg auch von einer Nachbarin, die ihr Baby zu einem Kinderarzttermin bringen und ihr anderes Kind abholen muss.
Den Kinderarzttermin habe die Frau schließlich abgesagt. Denn die Schranken blieben erst einmal zu.
Telefone bei der Polizei laufen heiß
Bei der Lindauer Polizeiinspektion liefen wegen des Vorfalls am Donnerstagvormittag die Telefone heiß, wie ein Polizist auf Nachfrage von Kolumna erzählt. "Es gibt wohl eine Störung, die Leute kommen nicht rein und nicht raus." Manche Anwohner hätten gefordert, dass die Polizei sie trotz der geschlossenen Schranken über die Gleise führe. "Aber das ist viel zu gefährlich."
Zuständig für Bahnsachen ist ohnehin die Bundespolizei. Dort sei gegen 11.20 Uhr die Meldung über die Probleme an den Lindauer Schranken eingegangen, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Zur genauen Ursache kann er am Donnerstagmittag noch nichts sagen. Auch dazu nicht, wie lange die Schranken zum Zeitpunkt der Meldung tatsächlich schon zu waren.
"Es gab wohl einen technischen Defekt am Stellwerk", erläutert der Sprecher. Warum bei einer Störung am Stellwerk in Immenstadt auch die Schranke in Richtung Österreich geschlossen blieb, weiß zu diesem Zeitpunkt keiner.
Wie wäre der Plan für den Notfall gewesen?
Die Bundespolizei habe eine Streife ans Gleisdreieck geschickt. "Und der Zug ist auf Sicht gefahren", sagt der Sprecher, der versichert: Im absoluten Notfall hätten die Beamten die Menschen aus dem Gleisdreieck herausgeholt.
Die Bahn hat Fragen zu den Details des Vorfalls bisher noch nicht beantwortet.
Ein besonderes Wohngebiet
Das Lindauer Gleisdreieck ist ein Wohngebiet, das zu allen Seiten von Schienen umgeben ist. Eine schrankenfreie Erschließung mithilfe einer Brücke ist geplant. Es wird aber noch Jahre dauern, bis sie fertig gebaut ist.
Um 11.55 Uhr gingen die Schranken plötzlich wieder auf. Die Menschen, die weg mussten, konnten ihr Wohngebiet verlassen. Und die, die lange in der Kälte gestanden hatten, konnten endlich ins warme Zuhause.
Die Situation sei natürlich vor allem für diejenigen ärgerlich gewesen, die Termine hatten, sagt Sabine Wegener-Lausberg. Trotzdem ist sie froh, dass dieses Mal alle mit einem Schreck davon gekommen sind.
Vor etwa einem Jahr hatten die Schranken im Gleisdreieck einen Notarzt ausgebremst, der zu ihrer verletzten Mutter wollte. Einen technischen Defekt gab es damals nicht. Geschlossene Schranken sind im Gleisdreieck Alltag.